Hallo zusammen!
Endlich habe ich etwas längst Überfälliges angepackt: Die Überholung meiner Mittelalter-Garderobe. Diese entspricht nicht mehr ganz meinen Vorstellungen. Früher nähte ich mir Kleider für Mittelaltermärkte eher nach dem Motto "des passt schon". Mittlerweile möchte ich mir aber gerne ein Grundwissen über historische Kleidung aneignen und betrachte darum gerne Bilder aus dieser Zeit, um mir vorzustellen, wie das wohl ausgesehen haben könnte. Oder vielleicht habe ich es auch bloss satt, im Hochsommer in einem engen Baumwollkleid zu verschmachten… Nach wie vor nehme ich mir aber die Freiheit heraus, da und dort zu interpretieren, wie ich will. Oder wie ein Freund von mir zu sagen pflegt: "deine Zähne sind auch nicht authentisch mittelalterlich!"
So oder so: Ich gehe von oben nach unten vor und beginne mit dem Auffälligsten, der Oberbekleidung. Deshalb nähte ich mir ein ärmelloses Überkleid, auch Suckenie genannt. Ärmellose Gewänder findet man während dem gesamten Mittelalter und in allen Schichten. So weit, so einfach? Nicht ganz…
Die Recherche:
Das ärmellose Überkleid veränderte sich mit der Mode. Es wurde im 12. Jahrhundert zunächst körpernah getragen (wie bei meinem Kleid). Ab dem 13. Jahrhundert werden die Kleider weit und fliessend, so wie in diesem Bild aus dem Codex Manesse:
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Danach wurden die Kleider wieder enger. Dazu kamen mancherorts tiefe Armlöcher, auch "Teufelsfenster"genannt, da sie Einblicke auf die Figur der Frauen unter dem Überkleid zuliessen.
Einen kompakten und hilfreichen Überblick über mittelalterliche Mode findet ihr übrigens hier:
http://www.gewandung.de/gewandung_entwicklung.shtml
Auf dieser Seite fand ich auch das Bild, das mir als Modell diente. Letztlich sollte es ein Kleid aus dem 12. Jahrhundert werden, wie die jeweils zweiten Figuren von links auf diesem Bild:
Das Kleid ist aus dünnem Wollstoff genäht. Es besteht im Wesentlichen aus Rechtecken und Dreiecken, wie hier beschrieben:
http://www.gewandung.de/gewandung_schnitt_prinzip.shtml
Die seitliche Schnürung ist eine Eigeninterpretation von mir, da mein Vorlagebild darüber keinen Aufschluss gibt. An diesem Punkt bin ich auch nicht ganz zufrieden, da das Kleid etwas enger ausgefallen ist als ich es mir vorgestellt hatte. Als nächstes werde ich eine breite Borte für den Saum anfertigen. Danach nähe ich ein neues Unterkleid. Aber davon dann zu einem späteren Zeitpunkt.
Alles Gute
Eta Carina
Hey there!
I finally got round to begin with something I wanted to do for quite some time: The overhaul of my medieval wardrobe. My medieval dresses don't live up to my expectations anymore. When I started sewing for medieval fairs, my motto was "this will do quite fine" and I think it did, more or less. But now I want to learn more about the history of fashion. I like to look at pictures of that period and imagine what the clothes depicted might have looked like in reality. Or maybe I'm just fed up with sweating in a cotton dress in summer… But I'm still free to make my own interpretations of what I see. Or as a friend of mine put it: "Your teeth will never look authentically medieval".
However, I work my way from the outside to the inside and began with what is most striking: The outer garment. I sewed a sleeveless overdress, which is also called "suckenie". Sleeveless dresses can be found during the whole medieval period and in all classes. So it's pretty easy, isn't it? Not quite...