Samstag, 22. März 2014

Cotta

Hallo allerseits
Letztens nähte ich ja dieses mittelalterliche Überkleid, das allerdings noch etwas für unten drunter benötigte. Dieses Untendrunter habe ich jetzt ebenfalls fertig. Das Teil heisst aber nicht etwa einfach Unterkleid, sondern "Cotta" oder "Cotte". Unter Unterkleid versteht man nämlich das, was theoretisch nochmals weiter darunter getragen wurde, eine Art langes unförmiges Unterhemd, das aber nicht sichtbar ist und das ich darum auch in absehbarer Zeit nicht anfertigen werde. Haben wir also wieder etwas gelernt.



Ob ich das Kleid im Sommer auch ohne Überkleid tragen kann?

Meine Cotta ist vom Schnitt her gleich aufgebaut wie das Überkleid, allerdings ohne Taillierung, also so sackartig, damit ich es einfach an- und wieder ausziehen kann, ohne lang an irgendwelchen Schnürungen herumnesteln zu müssen. Zusätzlich hat sie aber noch Trompetenärmel. Diese weit auslaufenden Ärmel waren nur eine relativ kurze Zeit, nämlich eben um das 12. Jahrhundert herum, in Mode. Deshalb wollte ich die Ärmel zuerst mit einer Schnürung versehen, damit ich für ein anderes Kleid auch enganliegende Ärmel dranmachen könnte. Ich hatte dann aber nicht die Geduld dazu und hab sie normal angenäht. Darum sind sie auch etwas zu kurz geraten. Ich werde sie aber sowieso umgekrempelt tragen, damit die farbige Fütterung besser sichtbar wird, also alles halb so schlimm.

Einzelteile eines Ärmels

Bei diesem Kleid habe ich einige Stellen von Hand genäht. Nicht, weil das besonders mittelalterlich ist, sondern weil es schlicht dezentere Nähte gibt. An den Ärmeln z.B. ist der Stoff durch die Fütterung dicker als an anderen Stellen. Das hätte an der Ärmelinnenseite, die man ja sehen soll, zu grossen Wülsten geführt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stoffteilen werden unauffälliger, wenn man sie wie auf der Zeichnung ineinander fügt. Dazu klappt man das eine Stoffstück zuerst über das andere,  näht es mit der Maschine fest, klappt es nochmals zur Seite, näht es wieder fest und näht die beiden Teile danach von Hand zusätzlich aneinander.







Auch den Halsausschnitt habe ich von Hand versäubert. Es macht mir Spass, von Hand zu nähen, aber es dauert natürlich ewig, so dass ich es wohl auch in Zukunft nur vereinzelt einsetzen werde.


Quellen
Das Vorbild für mein Kleid:
http://digital.wlb-stuttgart.de/filegroups/psalnofeh_351035532/max/00000368.jpg
Eine gute Zusammenfassung, was eine Cotte genau ist, findet man bei Flinkhand:
http://www.flinkhand.de/index.php?gewand_cotte
Dort fand ich auch eine Anleitung für den Halsausschnitt:
http://www.flinkhand.de/index.php?aid=190
Die "Umklappnaht" fand ich im Buch "Kleidung des Mittelalters selbst anfertigen".

Einen schönen Regentag wünscht
Eta Carina

P.S.: Ich brauche eine Schneiderpuppe! finde es schräg, mir immer wieder selbst den Kopf abzuschneiden. Oder aber ich entscheide mich dafür, mein Gesicht auf dem Blog zu zeigen und habe aus Gründen der Eitelkeit dann noch länger, bis ich ein zufriedenstellendes Foto gemacht habe. Ich frage mich, was zuerst eintrifft…



Hi there
Some time ago I sewed this medieval dress, which needed something to wear underneath. Now I have finished this dress as well. Dresses to wear under the upperdresses aren't actually called underdresses but "cotte" or "cotta". A real underdress would be worn under the cotta and remain invisible. That's why I don't intend to sew such an underdress. And again we have learned something…

My cotta has the same cut as the upper dress, but it isn't fitted to the body so I could get in- and outside of it without having to mess around with any lacing. Aditionally it has wide sleeves. This kind of sleeves where only fashionable during a relatively short time around the 12th century. That's why I wanted to make them detachable in the beginning, so I could also wear my cotta with tight sleeves. But then I lost my patience and sewed them on as usual. That's why they are a little bit too short now. But I intend to roll them up anyway so the lining is visible, so that's not so bad.

Some parts of this dress are handsewed. Not because that's especially medieval but because handsewed  seams are less in-your-face. For example, the lining makes the sleeves thicker. This would have resulted in big bulges on the inside of the sleeves, which is plainly visible. But if you join the different parts like shown in the drawing above, the seam becomes more subtle. First, you got to overlap one piece with the other, sew it into place with the machine, turn it down again, sew it on once more and finally sew the parts together by hand. The neckline is also handsewn. I liked doing this a lot, but it takes ages, of course. That's why I'll only do this if it really makes sense.

Sources
The model for my dresses:
http://digital.wlb-stuttgart.de/filegroups/psalnofeh_351035532/max/00000368.jpg
At Flinkhand's you can find a good explanation what a cotta is:
http://www.flinkhand.de/index.php?gewand_cotte
I also found a tutorial for the neckline there:
http://www.flinkhand.de/index.php?aid=190
I found the "turn-down-seam" in the book "Kleidung des Mittelalters selbst anfertigen".

Have a nice rainy day!
Eta Carina

P.S.: I really need a tailor's dummy! I think it's kind of weird to chop off my head everytime I want to show my dresses. Of course I could also decide to show my face on this blog. Which would mean I have even longer until I'm satisfied with a picture, because I can be pretty vain. I wonder what will happen first...

Mittwoch, 12. März 2014

Ein Tisch aus Karton

Es war einmal vor nicht so langer Zeit, da bin ich umgezogen. Und wie das so ist mit dem Umziehen, kauft man neue Möbel und bekommt viel Karton. Da es meine erste eigene Wohnung war und ich alles richtig machen wollte, trennte ich diesen Abfall ganz korrekt und brachte das Meiste davon zur Müllabfuhr. Sehr zum Entsetzen vieler Leute, die noch nie eine Kartonschachtel gesehen hatten, die so gross war, dass ein Sofa darin Platz hatte. Irgendetwas, so begann ich zu spüren, hatte ich falsch gemacht. Wie es der Zufall wollte, merkte ich etwa zur gleichen Zeit, dass ich gut ein Tischchen gebrauchen könnte, das genau in eine bestimmte Ecke passen sollte wo sonst überhaupt kein Möbel Platz hatte. Also besorgte ich von einer lieben Person ganz viel Wellkarton und begann, daraus ein Tischchen zu basteln, damit ich es in die Ecke stellen konnte, und um für die grosse Kartonschachtel geradezustehen, die ich weggeschmissen hatte.

Die Anleitung dazu habe ich von hier:
http://www.makester.de/bauanleitungen/garderobe/kommode-carton/#.Ux-GmP2i7l1
Man schneidet aus Karton mehrere Streben zu, die man ineinandersteckt, mit Klebband verstärkt und mit einer Aussenwand verkleidet. Danach macht man das Ganze mit Papier und Kleister noch stabiler und malt es am Ende an. Ich schaffte es nicht, das Papier ganz klein zu kriegen, wodurch die Oberfläche gröber wurde als beabsichtigt.







Staub, der entstand, als ich den Tisch abschliff.




Designtechnisch könnte man es wohl unter "netter Versuch" einordnen: Das Möbel ist unbeabsichtigt krumm, eher zweckmässig als elegant und der Aufwand ist unverhältnismässig hoch. Die Idee "Möbel aus Karton" liesse sich aber in verschiedene Richtungen weiterdenken: Mir gefiel es am besten, als es noch nicht fertig und noch nicht als Möbel zu gebrauchen war: Als es nur aus Karton bestand und sehr leicht daherkam, als es mit Pappmaché überzogen war und aussah, als hätte ein postapokalyptisches Monster es vollgerotzt oder als es weiss grundiert war und aussah, als wäre es aus Gips und überhaupt nicht belastbar. Die Idee, Möbel komplett aus Abfall herzustellen, ist wunderbar. Die Herstellung müsste dann aber noch viel einfacher sein. Auch hat man mit Karton ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten als mit Holz, z.B. mit versetzten Steckverbindungen. Verständlicherweise wollte ich es am Anfang aber möglichst einfach halten. Vielleicht habt ihr ja Ideen. Würdet ihr so ein Möbel selbst machen wollen oder Kartonmöbel kaufen?

Alles Liebe
Eta Carina


Once upon a short time I moved into my new home, buying new furniture and getting a lot of cardboard boxes in return. As it was my first own flat I wanted to do it all correctly and recycled most of the boxes. This horrified some people who had newer seen such big boxes, cardboard boxes so big they could contain a sofa. I realized I had done something wrong. At the same time I felt that I could use a small table to put it in a corner where all other furniture would be to large. So I went to a nice person to get a whole lot of corrugated cardboard and I started to make a table out of it, to put it in that corner and to make amends for the boxes I threw away.

This is where I found a tutorial:
http://www.makester.de/bauanleitungen/garderobe/kommode-carton/#.Ux-GmP2i7l1
You cut single pieces out of the carton and fit them together, secure them with tape and cover the grid with more carton. Then fortify the whole thing with paper and glue (papier mâché) and paint it in any colour you like. I didn't manage to make the paper pieces as small as they were supposed to be, that's why the surface is knobbly.

Designwise you could call it a nice try: The table legs are awry, the look is rather simple and the amount of work is too high. But the whole idea of making furniture out of cardboard could go further still: For example, I liked my small table the best before it was finished, before it could be used as an actual piece of furniture: In the beginning when it was all just carton and very light. When it was covered with papier mâché and looked like snot from an postapocalyptic monster. Or when it was painted in white and looked like plaster, too fragile to sit on. The whole idea of furniture made of rubbish is beautiful. But then the making-process would need to be much faster and easier. Carton offers other looks and principles of designing than wood, too, for example with irregular joints. But for the beginning I just wanted it to be as simple as possible. What do you think? Have you other ideas for cardboard furnitures? Would you like to make such pieces yourself or even buy cardboard furniture?

Love
Eta Carina

Dienstag, 4. März 2014

Borte für Mittelalterkleid

Wie letztes Mal erwähnt brauchte mein Mittelalterkleid noch eine Borte. Et voilà, jetzt ist sie fertig, etwas mehr als zwei Meter lang. Sie ist brettchengewebt, das heisst, mit Hilfe kleiner Kartonbrettchen, die man vor- und zurückdreht, gemacht. Dadurch verdrehen sich die verschiedenfarbigen Fäden ineinander und ein Muster entsteht. Mehr möchte ich zu dieser Technik gar nicht sagen, denn natürlich gibt es dazu bereits sehr umfangreiche Internetseiten. Die für mich Nützlichste ist www.flinkhand.de, wo auch viele andere mittelalterliche Handarbeitstechniken erklärt werden. Ihr findet dort einen geschichtlichen Abriss, eine wirklich, wirklich detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung und Muster zum Nachweben (vielleicht findet ihr ja heraus, welches Muster ich als Vorlage genommen habe). Das einzige, was ich zu bemängeln habe: Die Angaben, wie viel Garn man braucht, sind eher knapp bemessen. Anfänger und Nicht-so-Sorgfältige können bei so langen Borten wie hier gut nochmals einen Meter dazurechnen. Ansonsten ist die Seite sehr hilfreich.
So, und was fehlt jetzt noch? Genau, ein passendes Unterkleid. Dann mach ich mich mal an die Arbeit...


















As I mentioned last time, my medieval dress needed a boarder. Et voilà, now it is finished, about two metres long. It is tabletwoven, which means it is made by turning small cardboard cards back and forth so the threads intertwine and form a pattern. If you want to learn more about tablet weaving, you can visit www.flinkhand.de, which I found very useful. It explains the history of tablet weaving, contains a very detailed step-by-step tutorial and provides you with a lot of patterns (maybe you find out which one I used). And there are also many other medieval crafting techniques explained. The only bad thing is that the measures given are rather tight. Beginners and people that don't work very accurate can easily add an extra meter (at least for boarders as long as mine was). But otherwise it was very helpful.
And now what's next? Exactly, a matching underdress. So much work to do...