Montag, 30. März 2015

Wintermantel im Frühling



Was? Schon wieder Sommerzeit? Aber... mein Wintermantel! Ja, ich bin wieder spät dran und ja, ich bin selber Schuld. Denn der Stoff lag schon seit Wochen Monaten gewaschen bereit, aber ich liess ihn liegen. In der Tat wäre das wohl noch bis nächsten Winter so weitergegangen, wenn mir nicht eine gute Freundin so etwas gesagt hätte wie "Weisst du, dein Mantel, der war ja mal schön, aber jetzt sieht er schon langsam ziemlich *?&!+-* aus". Echte Freunde erkennt man daran, dass sie einen zur rechten Zeit in den Hintern treten. Ach ja. Also machte ich mich an die Arbeit.

Und dies ist der Mantel des Anstosses. Auf dem Foto nicht zu erkennen sind die Löcher, die ich mir schon lange mal vorgenommen hatte zu flicken und die Fäden, die überall aus dem Stoff heraushängen. Auch wenn ich den Mantel mochte, fand ich es immer schade, dass er zu schmal geschnitten ist, um einen weiten Rock darunter zu tragen. Ein Grund mehr für einen neuen Mantel!

Ein Grund, wieso ich so lange zögerte, war, dass ich kein passendes Schnittmuster fand und Schiss hatte, ein eigenes zu zeichnen. Schliesslich nahm ich meinen alten Mantel als Ausgangslage, verbreiterte aber die einzelnen Teile gegen unten hin. Ausserdem war mir dieser Mantel etwas zu gross, deshalb verkleinerte ich den oberen Teil.
Ich wollte den Mantel für's erste recht schlicht machen, deshalb verzichtete ich auf Rüschen oder Spitzen. Dafür nähte ich Biesen. Ich fand es toll, wie der Wollstoff sich durch die Nähte verformte. Ich hatte ich mir so gar nicht vorstellen können, dass sich der Teil vor der Naht derart aufstellen und der Rest so flach bleiben würde.

Das Resultat finde ich "gar nicht mal so übel für meinen ersten Mantel, ABER...":
Die Ärmel sind eine Kleinigkeit zu kurz, aber ich glaube, es fällt nicht gross auf. Der Stoff hat an einigen Stellen Ausbuchtungen und liegt nicht ganz flach an. Ich nehme an, dass das z.T. mit den Biesen zu tun hat, die den Stoff etwas verziehen. Ausserdem fiel der Stoff viel schöner, bevor ich den Saum nähte. Während dem arbeiten machte ich mehrere Denkfehler, so dass ich den Saum nicht mehr einfach umfalten konnte. Also behalf ich mir mit Schrägband, um den Saum doch noch möglichst leicht hinzukriegen. Aber trotzdem wurde der Saum relativ steif. Für Tipps zur Verbesserung bin ich übrigens dankbar!

Recht zufrieden bin ich aber mit dem Kragen. Er lässt sich schön umklappen und hat eine gute Form. Ich hatte dieses Detail einfach von meinem "Vorlage-Mantel" übernommen, obwohl ich es anfangs nicht ganz durchschaute. Nun bin ich froh darüber :-)

Ich bin sehr glücklich über die Knöpfe, die ich vor einiger Zeit in einem Brocki gekauft und die ich nun endlich hervornehmen konnte. Anfangs war ich nicht ganz sicher, ob die Messingfarbe zum schwarz-weissen Futterstoff passt, aber zumindest die Muster sind sich sehr ähnlich.

Und was wird nun aus dem alten Mantel? Verschieben wir diese Frage doch auf eine anderer Jahreszeit, nicht?

Liebe Grüsse
Eta Carina



What? It's summertime again? But... My winter coat! Yes, I'm late again and yes, it's my own fault. Because the fabric was there for weeks months, washed and ready, but I kept ignoring it. Indeed, i probably would have waited until next winter, if I hadn't met a friend of mine recently. She said something like "You know, your coat used to be really pretty, but now it looks quite *?&!+-*". Ah well. You know someone is a real friend when she kicks your buns just in time. So I started working.

On the first picture you can see the aforementioned coat. (However, you can't see the holes and threads hanging out of the fabric). Although I liked this coat I always thought it was a pity that it had a very straight cut, making it impossible to wear a wide skirt under it. Another reason for a new coat!

One reason why it took me so long was the fact that I couldn't find a good pattern and I was afraid to draw one myself. In the end I used my coat as a starting point, but I made a wider hem and shortened everything else (the coat was always a slightly too big for me).
I aimed at a relatively plain look, so I didn't use any ruffles or lace. I sewed pin-tucks along the sides, however. I really like how the wool fabric changes through the seams. I didn't foresee how it would stand out on one side and remain flat on the other side.

In conclusion, the result is quite "not-so-bad-for-my-first-coat-but..."
The sleeves are a trifle too short, but I think that's not very noticeable. The fabric has some dents, maybe because the pin-tucks slightly distort the fabric. And the fabric had a smoother fall before I sewed the hem. I made some mistake while working so I couldn't just fold it over. The best way out seemed to use a bias binding, so the hem would be as light as possible. But the it is still quite stiff. If you have any suggestions how I can improve this, i'd be glad!

I'm quite content with the collar. It folds easily and has a nice shape. I adopted this detail from my old coat without really understanding it in the beginning. Now I'm happy I made this :-)
And I'm very pleased with the buttons. I found them in a thrift-store some time ago and now I could finally use them. Initially I wasn't too sure if the brass and black-and-white of the lining would match, but the pattern is very similar.

And what happens with the old coat now? I think I'll delay this question until next season.

Best regards
Eta Carina


Freitag, 27. März 2015

Lolita Meet-up: "Inspiration Japan" in Zürich

Ihr Lieben

Am Sonntag hatten wir ein Lolita-Treffen in Zürich. Zuerst genehmigten wir uns einen ordentlichen Brunch im Cafe Odeon. Danach ging es weiter zum Kunsthaus, wo wir uns die Ausstellung Monet, Gauguin, van Gogh... Inspiration Japan anschauten.

Vor dem Kunsthaus steht auch Rodins "Höllentor". Passenderweise frönten wir hier unserer Eitelkeit und benutzten das Tor als Kulisse, um unsere Outfits gegenseitig zu fotografieren. Ich trug an dem Tag schwarz und Blümchen:

Foto: Rahel Zangger

Rock und Bluse: Selbstgenäht
Strümpfe: H & M
Schuhe: Dosenbach
Schultertuch: Markt
Stulpen: Selbstgehäkelt


Stulpen

Nun aber zur Ausstellung:
Es mag überflüssig sein, das zu erwähnen, aber: Dass sogenannte "Westler" einen Japan-Fimmel entwickeln, ist keineswegs ein neues Phänomen und beschränkt sich natürlich auch nicht in einer Vorliebe für Rüschenröcke und kawaii Accessoires. Ab 1860, so lesen wir in der Ausstellungs-Broschüre, verfiel Europa in eine regelrechte Japan-Euphorie. Kunstwerke und Design-Objekte aus Fernost wurden von vielen Leuten gesammelt und bewundert. Dies beeinflusste viele Kunstschaffende zu dieser Zeit in ihrem Malstil oder den gewählten Motiven.

Die Ausstellung ist sehr umfangreich, deshalb beschränke ich mich schlicht auf die Sachen, die mir am meisten geblieben sind. Ganz besonders gefreut hatte ich mich, als ich eine Reihe von Katagami entdeckte. Diese Druckschablonen aus Papier hatten mich schon im Textilmuseum St. Gallen fasziniert. Die feinen Papiergebilde wurden den gröberen, aber ebenfalls ornamentalen Holzschnitten von Félix Vallotton gegenübergestellt.

Katagami, 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Félix Vallotton: La paresse (1896)

Und damit wären wir bei Hiroshiges Holzschnitten. Die Bilder kommen wie leichte Tuschezeichnungen daher, aber der Eindruck täuscht: Für jede Farbe musste ein separater Druckstock geschnitzt werden, um die Bilder zusammenzufügen. Die klaren Linien und die bunten, flächigen Farben flossen auch in die Arbeiten der europäischen Künstler ein. Ganz augenscheinlich wurde das bei Henri Rivière mit seinen "36 Ansichten des Eiffelturms" (1902). Er liess sich hier auch thematisch inspirieren: Viele Holzschnitte waren Teile von umfangreichen Landschaftsserien.

Utagawa Hiroshige: Hakone (1833/34)
Aus der Serie: Die 53 Stationen des Tokaido

Utagawa Hiroshige: Im Kameido Tenjin-Schrein (1856)
Aus der Serie: 100 berühmte Ansichten von Edo

Henri Rivière: Bild aus der Serie 36 Ansichten des Eiffelturms (1902)

Ebenfalls beliebt waren häusliche Szenen aus dem Alltag. Diesem Thema ging Mary Cassatt in einer Serie nach. Wiederum: Auch das ist keine Tuschezeichnung, sondern ein Druck! (Entschuldigt mich, an solchen Details bleibe ich immer hängen. Ich nehme an, ich bin beruflich etwas vorbelastet...)

Mary Cassatt: Der Brief (1891)

Und zuletzt: Vielleicht unbeabsichtigt hat sich eine weitere Thematik in die Ausstellung eingeschlichen: Frauen beim Kunstbetrachten! Drei Bilder sind mir aufgefallen:

Alfred Stevens: Le masque japonais (um 1874/75)
Edgar Degas: Au Louvre: La peinture (Mary Cassatt) ca. 1880

Joseph Tissot: Jeune femmes regardant des objets japonais (1869)

Junge Damen mit rüschenbesetzten Gewändern vor japanischen Kunstwerken: Hier schliesst sich also der Kreis und hiermit beende ich meinen Beitrag.

Alles Liebe
Eta Carina


Bild-Quellen:
http://www.kunsthaus.ch/inspiration-japan/assets/content/img/04_Wertvolles_Kunsthandwerk/Katagami.jpg
http://www.felix-vallotton.com/#!galerie/c1px9
http://en.wikipedia.org/wiki/Hiroshige#/media/File:Hiroshige11_hakone.jpg
http://www.kunsthaus.ch/inspiration-japan/assets/content/img/03_Monets_Garten/Hiroshige_Im%20Kameido_TenjinSchrein.jpg
http://nonsuchbook.typepad.com/nonsuch_book/2011/07/thirty-six-views-of-the-eiffel-tower-by-henri-riviere.html
http://media.guggenheim.org/content/arts_curriculum/masters/thirdmind_L1_1_z.jpg
https://cercleesthetiqueetphilosophiquewildien.files.wordpress.com/2012/10/alfred-stevens-le-masque-japonais-ou-lintrigue.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Edgar_Degas_Au_Louvre_la_peinture_(Mary_Cassatt)_c1879-1880.jpg
http://www.kunsthaus.ch/inspiration-japan/assets/content/img/07_Zitate/Tissot_Jeunes_femmes.jpg



Hello my dears

On Sunday I went to a Lolita meetup in Zurich. First we had a hearty brunch at the cafe Odeon. After that we went to the Kunsthaus, to see the exhibition Monet, Gauguin, van Gogh... Inspiration Japan.

In front of the Kunsthaus stands Rodins "Gates of hell". Accordingly we wallowed in vanity and used the gate as a background for our outfit snaps. My outfit for the day was all black and flowery.

But now for the show:
Needless to say: long before Lolita was born there where "western" people that got fascinated by Japanese culture. From 1860 on, as we learn in the exhibition, European people went rather crazy for Japanese art and design. Many artists collected such works and where influenced by them in what and how they painted.

The show is very big so I just stick to the things that impressed me most. I especially enjoyed to see several Katagami. I first learned about these printing stencils some months ago at the Textilmuseum St. Gallen. The fragile paper stencils where compared to the rougher, but also ornamental woodcuts of Félix Vallotton.

Speaking of woodcuts: The pictures of Utagawa Hiroshige look like ink drawings at first sight. But they are especially elaborate printings, where every colour equals a separate printing block. The clear lines and colourful fields had a big impact on the European artists. Like with Henri Rivières "36 views of the Eiffel tower" (1902). He was also thematically inspired by Hiroshige: Many japanese woodcuts where parts of whole landscape-series.

Another popular theme where everyday life scenes at home. Mary Cassatt explored that field with another serial of prints. (I somehow can't get over the fact how all of these pictures look so little like printed. Sorry to bore you with such details. I suppose I just printed too much myself...)

And finally: Accidentally there seems to be another topic at this show: Women looking at art! These three pictures of Stevens, Degas and Tissot caught my attention. Young ladies in frilly clothes contemplating Japanese art: So the circle is complete and my post comes to an end.

Love
Eta Carina