Montag, 25. Januar 2016

Belle Epoque: Taille und Rock

Ihr Lieben

Es ist wieder mal Kamillentee-Zeit (Bedeutet: Ich bin erkältet). Trotzdem habe ich endlich meine Kleidung für Kandersteg fertig genäht. Und zumindest das ist doch schon ein Grund zur Freude.

Der Schnitt
Nach einer recht langen Recherchephase hatte ich mich für einen Schnitt aus dem Buch "59 Authentic Turn-of-the-Century Fashion Patterns" von Kristina Harris entschieden. Das Modell stammt aus dem Jahr 1890. Es handelt sich, wie übrigens die meisten Damenkleider, die man aus der Zeit sieht, nicht um ein richtiges Kleid! Stattdessen besteht das Outfit aus einem Oberteil, der sogenannten Taille und einem Rock, die aber eine Einheit bilden. Das Schnittmuster, an dem ich mich orientierte, hat enganliegende Ärmel, kleine Puffärmel und einen Stehkragen. Die Brustpartie ist gerüscht, der Rock besteht aus einem ebenfalls gerüschten Oberrock und einem dunkleren Unterrock. Dazu trägt die Frau im Bild einen V-förmigen Gürtel, der aber im Schnittmuster nicht vorkommt.
Das Schnittmuster musste ich von Hand vergrössern. Ich hielt es für schlauer, erst mal ein Probestück aus Reststoffen zu nähen und damit zu prüfen, wie alles passte.

Vorlage
Schnittmuster zeichnen

Das Modell

Dabei stellte ich fest, dass das Oberteil etwas kurz war. Also verlängerte ich es. Es war ausserdem gegen unten zu weit, aber das merkte ich erst später. Ich fand das Oberteil auch etwas zu wuchtig, deshalb nahm ich Spitzenstoff für die Puffärmel, die ich etwas hochraffte, damit sie noch zierlicher aussahen.

Vorderseite
 

 



 
Rückseite
 

 


Kleider zu der Zeit wurden gewöhnlich mit Haken und Ösen geschlossen. Ich machte es mir einfach und benutzte Haken und Ösen-Bänder. Da die aber natürlich die falsche Farbe hatten, nähte ich sie verdeckt ein.


Ärmel

Einzelteile der Ärmel

Oberärmel

Der Rock
Der Rock besteht aus zwei schmalen Seitenteilen, einem eher breiten Vorderteil und einem seeehr weiten Rückenteil, das zusammengerafft wird. So hat man hinten noch mehr Volumen, was die S-förmige Silhouette unterstützt, die zu der Zeit angesagt war.
Anfangs wollte ich den Rock ebenfalls mintfarben machen. So hätte das Ganze auch mehr wie aus einem Guss gewirkt. Auch bei meinen Beispielen aus der Recherche waren jeweils Rock und Taille Ton in Ton. Aber jedesmal, wenn ich die Stoffe um mich wickelte, um mir das Endprodukt besser vorstellen zu können, gefiel mir der petrolfarbene Stoff einfach besser. Ich verzichtete auch auf eine zweite Rockschicht. Dafür nähte ich Biesen und eine grosse Rüsche an.

 

 
Das Kleid ist als eher formelles Dinner dress gedacht; zu glitzerig für am Tag, aber trotzdem noch hochgeschlossen. Ich bin recht unsicher, weil diese Epoche für mich ganz neu ist, aber ich denke, es ist doch recht gut herausgekommen. Was nun noch fehlt ist ein Unterrock, damit der Rock mehr ausschwingt. Ausserdem bin ich gerade dran, passende Accessoires zusammenzuplündern. Ich bin darum selber gespannt, wie sich das Gesamtbild bis Ende Woche präsentieren wird.

Alles Liebe und vielleicht bis in Kandersteg
Eta Carina


P.S.: Einige Worte zur Silhouette
Ich habe einige Zeilen weiter oben schon die S-Silhouette angesprochen, die von der Mode während der Belle Epoque angestrebt wurde: Brust und Gesäss bilden ausgeprägte Kurven, während der Bauch möglichst flach sein soll. Zusätzlich soll die Taille möglichst schlank daherkommen, die Hüfte sind ausladend. Bekanntlich wurde dies durch ein Korsett erreicht. Ich habe lange hin und her überlegt, und bin schliesslich zum Schluss gekommen, zumindest für dieses Mal darauf zu verzichten. Abgesehen von meinen Bedenken, ob ich das Abendessen so geniessen könnte, stand auch ausser Frage, dass ich mir schnell-schnell ein gutes Korsett hätte nähen können. Eines kaufen wollte ich auch nicht, da ein heutiges Korsett der damaligen Form auch nicht genau entspricht. Kurz gesagt: Korsette sind eine Welt für sich und würden eine vertiefte Auseinandersetzung brauchen.





Good evening my dears

It's camomile tea season again (means I have a cold). Nevertheless I finally finished my dress for Kandersteg. And now, that's a reason to be happy.

The cut
After researching for quite some time I decided for a cut from the book "59 Authentic Turn-of-the-Century Fashion Patterns" by Kristina Harris. It's a ladies' costume from 1890. Like most costumes from the Belle Epoque, this isn't a real dress! It's a separate bodice and a skirt, which looks like one single dress. The pattern I used has narrow sleeves, small puff sleeves and a high collar. The breast part is ruffled, as is the upper part of the skirt (there's a darker underlying skirt too). The woman on the illustration also wears a v-shaped belt, but this wasn't part of the pattern.
I enlarged the pattern by hand. As I wasn't sure how it would fit, I first made a test piece from leftover fabric. The test bodice was actually a bit too short. It was also too wide at the bottom, but I only noticed that later. Moreover the puff sleeves where too bulky for my taste, so in the final bodice I used lace fabric and sewed them higher up than usual to make them even smaller.

The skirt
The skirt consists of two narrow side parts, a wide front part and a veeeery wide back part, gathered together. Like this the back part becomes more voluminous, which helps to achieve the S-bend silhouette, which was fashionable at the time.
Initially I wanted the skirt to be mint-coloured, like the bodice. This would have helped creating the illusion that the whole thing was only one piece. All the examples from my research seem to be of one colour as well. But every time I would wrap the fabrics around me to see how the end product would look, I just preferred the darker fabric. I also left out the second layer of the skirt, but sewed some tucks and a big ruffle instead.

I think of my costume as a rather formal dinner dress; too shiny for wearing it at day, but very modest. I'm feeling a little bit insecure, because this period is all new to me, but I like the result quite well. Now I still have to sew a petticoat, to get a fuller skirt. I'm also combing through the shops for adequate accessories. I'm really curious how the whole outfit will turn out by the end of the week!

All the best and maybe see you at Kandersteg
Eta Carina

P.S.: A few words about the silhouette
A few lines above I was talking about the S-bend silhouette, which women of the Belle Epoque where trying to achieve: Breast and bottom where emphasized while the belly was supposed to be flat. The waist was very slim, while the hips where wide and round. Of course this was achieved by wearing a corset. I thought about it long and hard and decided, at least for now, against wearing a corset. Besides worriyng if I could enjoy dinner I simply wouldn't have had the time to make a good corset (or even boning for the bodice) in such a short time. I also didn't want to buy one, because not every corset gives the "right" shape. In short, corsets are a whole universe in themselves and I didn't feel like I could "dive" into it just now.

Samstag, 2. Januar 2016

Pläne für 2016

Guten Tag euch allen

Ich hoffe, ihr habt das neue Jahr gut angefangen! Zumindest wo ich wohne, ist es bis jetzt eine recht trübe Angelegenheit. Aber zum Glück verkrümle ich mich sehr gerne in der Wohnung! Mein Freund und ich verbrachten Neujahr damit, "die Zeitmaschine" aus dem Jahre 1960 zu schauen. Weil doch ein Film über die Vergänglichkeit der menschlichen Zivilisation der perfekte Auftakt in ein neues Jahr ist, nicht wahr? (Und weil eben das Wetter zu schlecht war, um etwas draussen zu unternehmen. Und weil es für mich ein traditioneller Neujahrs-Film ist, den ich Dominik unbedingt zeigen wollte).
Am Abend gingen wir dann, wie schon in den letzten Jahren, das Feuerwerk schauen. Es stellte sich heraus, dass unser geheimer Aussichtspunkt nicht mehr so geheim ist wie auch schon und die höheren Feuerwerke verschwanden im Nebel, aber schön war's trotzdem.


The Time Machine (1960): Zeitreisen mit (viktorianischem) Stil! (Bildquelle)


So, und bevor ich mich noch länger davor drücken kann, möchte ich auch dieses Jahr schauen, ob ich meine Vorsätze für 2015 einhalten konnte:

1. Mindestens 2 Posts pro Monat schreiben
Da bin ich total gescheitert! Während gleich drei Monaten habe ich nur einen einzigen Post geschrieben und auch sonst kam ich 2015 weniger zum Schreiben als 2014. Klar, ich arbeite mehr als damals, als ich diesen Blog startete. Klar mache ich im Moment noch eine Weiterbildung. Aber trotzdem bin ich nicht zufrieden.
2. Eine Seite machen, wo ich die wichtigsten Begriffe, die in diesem Blog vorkommen, in eigenen Worten erkläre, wie z.B. Lolita, Mittelalterszene oder D.I.Y.
Erledigt! Und ich stelle mir gerne vor, dass das auch daran liegt, dass ich es mir hier fest vorgenommen habe. Eine Übersetzung in's Englische steht aber noch aus.
3. Ein Lolita-Outfit zu nähen, das nicht vom Rokoko, sondern von einer anderen Ära inspiriert ist.
Das Sailor Lolita-Outfit (50ies) und das Schildmaid-Kleid (Fantasy-Mittelalter) erfüllen diese Anforderung. Allerdings war es nicht das, was ich eigentlich geplant hatte. Aber mittlerweile habe ich von einer Freundin passenden Stoff bekommen. Renaissance, ich komme!

Was mache ich jetzt also mit meinen unerfüllten Vorsätzen? Nehme ich mir nochmals dasselbe vor? Soll ich mir drei neue Vorsätze fassen, wohl wissend, dass ich sie vielleicht einhalte und vielleicht auch nicht? Ich war überzeugt davon, dass ich Vorsätze eher einhalten würde, wenn ich sie "öffentlich" verkündige, weil sie so verbindlicher werden. Das stimmt zwar teilweise, Wunder bewirken kann es aber auch nicht. Deshalb möchte ich dieses Jahr einfach schreiben, welche Projekte ich mir für 2016 vorgenommen habe:
1. Das Belle Epoque-Kleid. Von den Recherchen habe ich ja schon geschrieben, und jetzt bin ich fleissig am Nähen.
2. Ein neues Mittelalterkleid. Auch aus praktischen Gründen! Keine Wolle diesmal, sondern nur schönes, kühlendes Leinen.
3. Ein zweites Cosplay-Kostüm für die Fantasy-Basel.
4. Aus alten Kleidern und Stoffresten etwas nähen. Die Stoffresten sammeln sich an und ich finde es störend, immer neuen Stoff zu kaufen, obwohl so viele Resten herumliegen.
5. Siehe letzter Vorsatz von 2015 :-)



Natürlich spuken noch mehr Sachen in meinem Kopf herum, aber ich weiss, dass ich sie sowieso nie alle verwirklichen kann. Ich glaube, ich habe auch schon genug darüber geklagt, wie lange es jeweils geht, bis ich eine Idee wirklich umsetze. Geht es euch auch so?

Jedenfalls, liebe Grüsse und alles Gute!
Eta Carina


Hello all of you!
I hope you started the new year well! 2016 seems to be a rather bleak thing, at least where I live. But fortunately I absolutely don't mind staying inside. My boyfriend and I spent the first of January watching "The Time Machine" from 1960. Because what better way to start into the future than with a film about the fleetingness of human achievements? (And also, as I said, the weather was really bad and I wanted to show this film to Dominik). In the evening we went to see the firework again. As it turned out, our secret lookout place isn't that secret anymore and the higher rockets vanished in the mist, but I enjoyed it nevertheless.

And now, before I can delay it any longer, let's see if I could reach my goals for 2015:

1. Write at least 2 posts per month.
I totally failed at this! There where 3 months where I only wrote one single post and I wrote generally less in 2015 than I did in 2014. Yeah sure, I work more than I did when I started this blog and I'm also doing a CAS, but I'm not content.
2. Make a page where I explain the most important terms of this blog.
Done! And I like to think I did this partly because I resolved to to this last January. The English translation is still not done, though.
3. Sew a Lolita outfit that's inspired by another era than rococo.
I think I achieved this with the Sailor Lolita-Outfit (50ies) and the "Schildmaid" dress (medieval Fantasy) But these weren't what I really had in mind. But in the meantime I got a wonderful fabric from a friend. Renaissance, I'm coming!

So what am I going to do with all the unfulfilled resolutions? Should I try the same again or take 3 new resolutions which I might or might not fulfill? I was sure I would keep my promises when I write them down "in public" because this would make them more binding. I still think this is partly true, but it can't work wonders. So for 2016, I merely want to tell you about some sewing plans I have in mind. I hope you will like them!

1. The Belle Epoque dress. I already wrote about my researches and now I'm sewing it.
2. A new medieval dress. Mainly for practical reasons. No hot wool this time, but only nice, cool linen.
3. A second cosplay costume for the Fantasy-Basel.
4. Sewing something out of old clothes and pieces. I got more and more of them and it somewhat bothers me that I keep buying new fabric with them lying around.
5. See 2015's resolution number 3 :-)

Of course there are even more ideas but it's no good writing them down, because I won't be able to work on all of them. I think I have moaned enough about taking too long from idea to finished project in the past. Do you have those problems too?

However, greetings and only the best for 2016!
Eta Carina