Freitag, 27. Juni 2014

Siebdruck mit Bilderrahmen

Wie könnte man eigentlich Stoff selbst bedrucken? Eine Möglichkeit, die ich schon ausprobiert hatte, waren Stempel, aber diese Methode ist weniger für Kleider sondern eher für kleinere Dinge geeignet (obwohl ich noch überhaupt gar nichts aus diesen Stoffen gemacht habe. Schande über mich). Im Buch "Stoffe entwerfen und bedrucken" von Laurie Wisbrun las ich, wie man kleine Bilderrahmen zu Siebdruckrahmen umfunktionieren kann, indem man durchlässigen Stoff darüberspannt. Da der Stoff dünn ist, kann man Farbe durch den Stoff durchdrucken. Die Stellen, die weiss bleiben sollen, müssen abgedeckt werden. Im Buch wird vorgeschlagen, dass man Formen aus Klebefolie ausschneidet und auf die Rahmen klebt, wo kein Loch in der Folie ist, da kommt auch die Farbe nicht durch. "Schön und gut", dachte ich, "aber was ist, wenn man etwas aufwändigere Bilder, sagen wir mal von Jugendstilbalkonen drucken will?"
Deshalb habe ich, statt den Stoff abzukleben, mit Acrylfarbe draufgemalt. Nachdem das Acryl getrocknet ist, ist es wasserfest und hält auch recht viel aus. Dafür kann man den Rahmen später leider nicht mehr für ein zweites Motiv brauchen, ausser man nimmt den ganzen Stoff wieder weg vom Rahmen. Mich persönlich stört das überhaupt nicht, da Rahmen in Brockis günstig sind und sie auch als Objekte selber hübsch anzuschauen sind.
Als ich anfing, mit den Bilderrahmen zu drucken, dachte ich, ich könne diesen Post "easy-peasy Siebdruck" oder etwas in der Art nennen. Dem ist aber nicht so! Es ist eine zeitaufwändige Methode, und ich brauchte mehrere Anläufe, bis alles funktionierte (Deshalb sind auf den Bildern auch verschiedene Rahmen und Motive zu sehen, lasst euch davon bitte nicht verwirren). Und natürlich kommt die Qualität auch nicht ganz an "echtes" Siebdrucken (D.h. spezielle Rahmen und lichtempfindliche Schutzschicht) heran. Auch eignet sie sich nicht für grosse Motive. Aber trotzdem ist es eine sehr preiswerte Möglichkeit, feine Stoffmuster zu drucken. Hier also eine Anleitung:

Material

  • Holz-Bilderrahmen ca. A5-A6
  • Vorhangstoff
  • Tacker
  • Hammer
  • Bildvorlage
  • Acrylfarbe
  • Pinsel dünn und dick
  • Karton
  • Textilfarbe
  • XXL-Radierer ("Rakel")
  • Stoff zum Bedrucken

1. Stoff suchen
Im Idealfall wäre der Stoff so fein, dass man leicht hindurchdrucken kann, aber so dicht gewebt, dass man problemlos darauf malen kann. Das scheint mit Alltagsmaterialien leider nicht möglich zu sein. Futtertaft ging z.B. gut zum Malen, war aber schon zu undurchlässig. Darum müssen wir halt beim Malen in den sauren Apfel beissen und in zwei Schichten arbeiten, weil die Farbe beim ersten Mal noch nicht genug deckt. Am günstigsten und einfachsten ist es, einen Vorhang im Brockenhaus zu kaufen (natürlich "der zum Durchgucken", nicht "der zum Zimmer abdunkeln"). Am besten druckt ihr testweise etwas Farbe hindurch (nicht wie ich, die einfach mal losgemalt hat, bis sie gemerkt hat, dass der Taft ja gar nicht funktioniert. Ziemlich viel Aufwand für einen Materialtest…)

2. Rahmen bespannen
Auch die Bilderrahmen fand ich im Brocki. Da der Vorhangstoff angetackert wird, sollten sie aus Holz sein. Nehmt den Rahmen auseinander und legt ihn auf den Stoff, die flache Seite nach unten. Schneidet den Stoff so zu, dass an jeder Seite noch ca. 7-10 cm übersteht (Im Bild ist es also eigentlich zu wenig). Ihr braucht so viel Stoff, damit ihr ihn gut festhalten und anspannen könnt. Klappt den Stoff über den Rahmen und tackert ihn fest, geht dann weiter zu der gegenüberliegenden Seite, bis der Stoff gleichmässig an allen Ecken festgemacht ist. Danach könnt ihr den überstehenden Stoff abschneiden. Das ist ein sehr mühsamer Teil! Der Stoff soll möglichst straff gespannt werden, sonst hängt er später beim Drucken durch.
Mein "Ateliergschpändli" machte den Vorschlag, den Stoff nass zu machen, damit er sich später beim Trocknen zusammenzieht. Ich habe nicht gemerkt, dass das etwas genützt hat, aber geschadet hat's jedenfalls auch nicht. Vielleicht hängt es auch vom Stoff ab, ob dies etwas bringt, probiert es also ruhig aus.





3. Vorlage zeichnen
Dabei müsst ihr bedenken, dass ihr das Motiv später mit einem Pinsel nachmalen müsst. Flächen sind darum leichter als Linien und je feiner das Bild, desto schwieriger die Umsetzung. Mein Balkonmotiv war dahingehend schon eher grenzwertig. Evtl. müsst ihr es sogar erst noch mit einem Drucker verkleinern, damit es kleiner als der Rahmen ist. Euer Motiv sollte auf allen Seiten noch ca. 1 bis 2 cm Abstand zum Rahmen selbst haben.
Natürlich könnt ihr auch direkt, ohne Vorlage, auf euren Siebdruckrahmen malen. Ich glaube, das gäbe sicher super Bilder, aber es kommt drauf an, was ihr wollt. Wenn ihr ein sehr detailliertes, genaues und regelmässiges Bild im Kopf habt, ist das vielleicht der falsche Weg.

4. Motiv auf Stoff malen
Legt die Vorlage unter den Rahmen. Sie wird dreckig werden, wenn es euch also um eure Zeichnung zu schade ist, macht besser eine Kopie davon und benutzt diese. Da der Stoff durchsichtig ist, könnt ihr sie nun sozusagen durchpausen. Schnappt euch Acrylfarbe und euren dünnsten Pinsel. Die Stellen, die ihr mit Farben bedeckt, bleiben später weiss, die Stellen, die ihr ausspart, werden gedruckt. Alles klar? Wenn euch das verwirrt, könnt ihr die Farben eurer Zeichnung evtl. mit einem Drucker umkehren.
Auch wenn es mühsam ist, verdünnt die Farbe auf keinen Fall. Sie deckt dann weniger gut und verläuft höchstens.



Da der Vorhangstoff ja im Grunde ein feines Netz ist, wird einiges an Farbe durch den Stoff hindurch auf's Papier gehen. Hebt den Rahmen darum von Zeit zu Zeit ab, damit er nicht am Papier festklebt, schiebt ihn aber nicht unnötig hin und her, damit die Farbe nicht verschmiert. Sobald ihr ein erstes Mal durch seid, nehmt den Rahmen vom Papier. legt links und rechts Karton hin und legt den Rahmen dort drauf. Das Motiv selbst liegt jetzt nicht mehr auf dem Tisch auf, sondern ist in der Luft. Ihr werdet sehen, dass die Farbe noch längst nicht überall deckt. Deshalb kommt jetzt leider eine Art zweite Runde, in der ihr diese Löcher schliesst. Da das Motiv ja jetzt grob auf dem Stoff zu erkennen sein sollte, braucht ihr die Vorlage nicht mehr. Wenn ihr den Rahmen gegen ein Fenster haltet, könnt ihr auch kleinste Löcher gut erkennen.

Nach dem ersten Durchgang

Karton links und rechts

Nach dem zweiten Durchgang. Fast geschafft!
Nur rechts oben hat es noch Löcher und der Rand muss noch dicht gemacht werden.

5. Die Lücken schliessen
Jetzt könnt ihr einen dickeren Pinsel nehmen und den Stoff bis an den Rahmen mit Farbe bedecken. Der Übergang zwischen Stoff und Rahmen muss ganz mit Farbe dichtgemacht werden, von beiden Seiten, sonst würde hier später Textilfarbe durchsickern und das wäre schade, nicht? Lasst die Farbe mindestens einen Tag trocknen.
Im Buch wurde einfach vorgeschlagen, diese Stellen am Rand mit Klebband zu sichern. Das habe ich probiert und es hat überhaupt nicht funktioniert, da sich das Klebband zu lösen begann, sobald es feucht wurde. Darum kann ich mir auch nicht vorstellen, dass es funktioniert, Formen aus Klebfolie auszuschneiden und diese dann auf die Rahmen zu kleben. Da würde man die Klebfolie doch besser direkt auf den Stoff kleben und braucht keinen Rahmen dazwischen.

6. Drucken
Jetzt braucht ihr ein Rakel, das heisst einen Gegenstand mit glatter Oberfläche, mit dem ihr die Farbe über den Rahmen und durch den Stoff hindurch streichen könnt. Natürlich sollte er auch klein genug sein, um in den Rahmen zu passen, aber gross genug, um das Motiv möglichst auf einmal abzudecken. Karton ist nur okay, wenn ihr das Motiv nur ca. 4-5 Mal drucken wollt, danach verbiegt er sich und löst sich auf. Ich nahm einen XXL-Radiergummi, den ich schon für die Stempeldrucke verwendet hatte, der funktionierte sehr gut!
Wenn ihr euer Muster in regelmässigen Abständen wiederholen wollt, solltet ihr euch jetzt überlegen, wie ihr das anstellen wollt, z.B. mit Hilfslinien.
Legt den Rahmen auf den Stoff, den ihr bedrucken wollt. Verteilt jetzt mit einem Löffel oder Stab auf einer Seite des Rahmens, wo keine Farbe hindurch kann, auf der ganzen Länge Textilfarbe.
Haltet den Rahmen schön fest, positioniert das Rakel hinter der Farblinie, stellt es auf eine Kante und zieht es mitsamt der Farbe schnell über das Motiv. Wenn euer Rakel zu klein ist oder ihr zu wenig Farbe hattet, müsst ihr evtl. gleich nochmals drüber. So, das wär's. Nun könnt ihr den Rahmen versetzen und neue Farbe dazu nehmen für einen weiteren Druck.




Ich hoffe, das war hilfreich. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure eigenen Erfahrungen schreiben könntet. Vielleicht kommt ihr beim Ausprobieren ja auf andere Ideen, z.B. für geeignete Stoffe oder eine schnellere Art, das Motiv zu übertragen?

Liebe Grüsse
Eta Carina




How could I make prints for fabrics? I had already tried stamps, but I think that method is more suiting for smaller things than clothes (although I still haven't tried sewing anything with these fabrics. Shame on me!) In the book "Stoffe entwerfen und bedrucken" by Laurie Wisbrun I read how to turn small wooden frames into screen printing frames by covering them with a permeable fabric. The fabric is thin enough to let paint get through. Spots that are supposed to stay white must be covered. In the book they suggest that you could cut out forms from an adhesive foil which you then stick on the frame. Where there is a hole in the foil the color gets through. "That sounds alright", I thought, "but what If I want to print some more elaborate motives, like, say, small art nouveau balconies?"
So instead of cutting, I painted the balconies on the frames with acrylic paint. Acrylic is waterproof and quite durable once dried. Unfortunately you can't reuse the frame for another motive unless you remove the whole fabric. But I don't mind since used secondhand frames aren't expensive and they look nice themselves.
When I started printing with frames I thought I would name this post "easy-peasy screen printing" or something like that. But this just wouldn't be true. It's a time-consuming method and it took me some time to figure it out. (That's why there are different motives and frames in my photographs, please don't get confused). And of course it can't reach the quality of a "real" screen print (special frames and photosensitive coat). But it's nevertheless very economical and a great way to print detailed motives. So here's a tutorial:

Material

  • wooden frames ca. A5-A6
  • curtain fabric
  • stapler
  • hammer
  • motive
  • acrylic paint
  • big and small brushes
  • cartboard
  • Textile paint
  • XXL-eraser ("scraper")
  • fabrics to print on

1. the right fabric
Ideally the fabric for the frame would be fine enough to print through but compact enough to be easy to paint on. But it seems impossible to get all this from everyday materials. For example, I tried taffeta, which was great to paint on but already too dense. So I fear there's no other way but to take a very sheer fabric and then having to paint in two layers (because after the first layer the paint won't cover well enough). The least expensive and simplest way for me was to buy curtains from a thrift store (the ones to look through, not the ones that keep all light away :-)
If you are unsure, just print some colour through the fabric before starting to paint. (Not like me. Man, those balconies where just ways to complicated for just being material tests…)

2. coating the frame
The frames are from a thrift store as well. Since you will staple the curtain fabric to the frame it should probably be a wooden one. Dismantle the frame and lay it on the curtain, flat side down. Then cut the fabric so there are 7-10 cm standing out on each side (So in the picture it was really too less). You need this much fabric so you can get a good grip while stretching it over the frame. Fold the fabric over and staple, then go on to the other side. At last, cut away the spare ends. I found this part very arduous. If you don't attach the curtain textile tight enough it will later hang down.
My studio mate suggested to make the fabric wet first, so it would contract when drying. It didn't help with my fabric, but it might help with others, so why not give it a try?

3. drawing the motif
You might consider that you have to redraw it with a brush later. Planes are easier than lines and very fine structures are generally difficult. So my balcony was already on the limit. Maybe you even have to make a smaller copy until it fits into the frame. There should be a border of 1-2 centimeters between frame and your picture.
Of course you could also paint directly onto the printing frame, without a model. I think this could be very cool, but if you have a very detailed, exact and regular picture in mind that's probably the wrong way.

4. painting your motif on the fabric
Lay your drawing under the frame. It will get dirty, so if you don't want that, better use a copy of it. The picture will shine through so you can trace it through the fabric. Get some acrylic paint and a small brush. The areas that you cover with paint will remain white in the print. The areas that you leave out will be printed. All right? If that is too confusing you could also make an invers print of your drawing.
Don't try to thin down the paint with water. It might make you faster, but the paint won't cover properly.
The curtain fabric is some sort of fine net, so a lot of paint will just go through. So lift the frame from time to time so it won't stick to the paper, but don't shove it around too often as it might smudge the picture. After your first turn remove the frame from the paper. Put cardboard to each side and lay the frame onto the cardboard. Like this your motif won't touch the table anymore and you can see where the paint doesn't cover the frame yet (almost nowhere…). So unfortunately you'll have to paint it all over again, filling up the holes. The motif should be quite well visible on the frame so you don't need the original pattern anymore. You can hold your frame against a window from time to time to check if the painted coat is solid enough.

5. closing the gaps
Now you can take a bigger brush and paint the frame up to the edge. The gap between fabric and frame needs to be covered completely, from both sides. Otherwise the textile paint will leak through while printing.
In the book it said that you could achieve this by simply covering the edge with tape. This didn't work at all: As soon as the tape got wet it went away. That's why I don't think it would work to cut out forms  out of an adhesive foil either, surely it would go away as well.

6. printing
Now you need a scraper: A thing with a smooth even surface to push the paint over the frame and through the fabric. It should be small enough to fit into the frame but large enough to cover the motif at once. Cardboard is only okay for about 4-5 prints, after that it will get too soaked. I took an XXL-eraser like I used for my printing stamps, it worked just fine!
If you want to repeat your pattern regularly, now is the time to draw reference lines.
Put the frame on the fabric you want to print on. Spread a line of textile paint on one side of the frame where no paint can get through. Now hold the frame, position the scraper behind the paint line so only one edge touches the frame and then quickly and firmly draw the scraper to the other side of the frame. If the scraper was too small or there wasn't enough paint, you might have to repeat this step. Otherwise it's done. Now you can place the frame somewhere else, take more paint and do another print.

I hope this tutorial was helpful. I would be glad to hear about your own experiences. Perhaps you have ideas for improvement, like better fabrics or a quicker way to transfer the motif?

Love
Eta Carina



Montag, 16. Juni 2014

Spätmittelalterliches Kleid, Teil 1

Jubel! Endlich habe ich die Gelegenheit bekommen, für jemand anderen ein Kleid zu nähen. Gewünscht wurde ein figurbetontes Kleid mit Schnürung in der Mitte. Da dachte ich sofort an ein spätmittelalterliches Kleid, auch Cotehardie gennant, denn so eines hatte ich für mich selbst auch schon genäht.

Recherche
Vor einigen Jahren gab es eine tolle Internetseite, wo eine gewisse Madame Cadieux akribisch verschiedene Gewandformen recherchiert und nachgenäht hatte. Besonders viele Gedanken hatte sich die Schreiberin über eben diese spätmittelalterlichen Kleider gemacht. Leider gibt es diese Seite nicht mehr, aber es scheint, dass es zumindest noch ein Pinterest-Konto mit dem selben Namen gibt. Also habe ich mir fix ein eigenes Konto zugelegt und bin die ersten paar Stunden, in denen ich am Kleid "arbeitete", erst mal dort versumpft.

Cadieux' Pinterest-Sammlung:
http://de.pinterest.com/source/cadieux.mediumaevum.com/

Meine Sammlung zum Thema:
http://de.pinterest.com/carinasarmoire/cothardie/

Um abgesehen von Bildern zu Hintergrundinfos zu kommen, haben mir folgende Seiten weitergeholfen:
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?rid=230&lid=0&tid=4
http://romantichistory.blogspot.ch/2012/01/cutting-cotehardie.html


Zuschneiden und heften
Wir einigten uns auf Leinen, da es im Sommer schön kühl gibt. Das Oberteil ist mit einer zweiten Leinenschicht (beige) gefüttert, damit es nicht so schnell knittert und mehr aushält. Auch dieses Kleid bekommt einen grösseren Umfang, indem ich hinten und an den Seiten Keile einsetze (Die Keile sind länger als der Rest, weil ich mir noch nicht sicher war, ob ich sie schon ab der Taille oder lieber etwas unterhalb einsetzen wollte. Der überstehende Stoff wird natürlich noch abgeschnitten).
Das Kleid besteht, im Gegenteil zu meinem Kleid aus dem 12. Jahrhundert, nicht einfach aus geometrischen Grundformen, sondern wird auf den Körper zugeschnitten, die Einzelteile sehen aus wie bei heutigen Schnittmustern. Deshalb habe ich die Einzelteile bis jetzt erst grob zusammengeheftet, um dann bei einer Anprobe zu sehen, ob alles sitzt.




Vorderseite mit seitlichen Keilen

Rückseite

Ab hier wurde das Ganze so gross,
dass ich in die Stube ausweichen musste :-)


Das provisorische Kleid passt schon erstaunlich gut! Die Ärmel werden noch enger und die Taille vielleicht noch etwas tiefer. Ausserdem möchte ich das Oberteil erst füttern, nachdem ich die Rückseite zusammengenäht habe, damit an der Rückeninnenseite kein überstehender Stoff zu sehen ist.
So, jetzt kann es losgehen mit dem "schönen" zusammennähen.

Eine gute Woche wünsche ich euch!
Eta Carina




Late medieval dress
Hurray! Finally I was asked to sew a dress for someone else. She wished for a fitted dress with front lacing. This made me instantly think of a late medieval dress called "Cotehardie". I had already sewn one for myself once.

research
Some years ago there was this great internet site of Madame Cadieux, who painstakingly researched pictures of different gowns and sewed them herself. She had written a lot about front laced kirtles like the one I wanted to make. Sadly this page doesn't exist anymore. But at least there is still a pinterest-account with the same name. So I swiftly created my own account there and spent my first hours of "working" on the dress on pinterest.

Cadieux' Pinterest-collection:
http://de.pinterest.com/source/cadieux.mediumaevum.com/

My own board for the dress:
http://de.pinterest.com/carinasarmoire/cothardie/

For further information, these sites where really helpful:
http://www.diu-minnezit.de/realie_details.php?rid=230&lid=0&tid=4
http://romantichistory.blogspot.ch/2012/01/cutting-cotehardie.html


cutting and basting
We agreed on linen, because it would stay cool in summer. The upper part is lined with a second layer (beige) so it will not crinkle that easily. The dress is made wider with gores on the back and the sides. (The gores are longer than the rest of the dress because I wasn't sure if I wanted them to begin at the waist or more below. Of course I will cut that away).
Different to my 12th century dress, this gown isn't just made of simple geometrical forms. It's tailored to the body and the single pieces look like pieces from contemporary sewing patterns. That's why I've only roughly sewn the pieces together so far, to see how the dress would fit in a try-on.
As it turned out, the provisional dress already fits surprisingly well. I will make the sleeves tighter and the waist lower. And I'll probably line the upper part only after I sewed the back parts together, so there will be no fringe visible at the inside of the back.
Now it's time to sew the dress properly.

Have a nice week!
Eta Carina




Samstag, 7. Juni 2014

Buchtipp: Making is connecting

Guten Abend!

Vor einiger Zeit hatte ich das Bedürfnis, Literatur über D.I.Y. zu finden, wohl ein Stück weit, um mich mir selbst zu erklären, um zu sehen, ob es Leute gibt, die ausformuliert haben, warum es so faszinierend ist, etwas selber zu herzustellen. Und ich wurde fündig bei "Making is connecting" von David Gauntlett.

In der ersten Hälfte des Buches werden die geschichtlichen Hintergründe und allgemeinen Vorzüge des  Selber-Machens vorgestellt: Etwas selber zu herzustellen ist eine Art, mit den Händen zu denken, Köpfchen und Körper arbeiten als Einheit zusammen. Wer etwas selbst herstellt, kommt zu einem tieferen Verständnis über die Dinge um sich herum. Wer z.B. ein Kleid näht, auch wenn dies nach Anleitung geschieht, durchläuft einen ganzen Prozess vom Recherchieren und Planen ("Was für ein Kleid soll es sein? Was passt zu mir? Welche Varianten gibt es? Welche Arbeitsschritte braucht es?") über das Lösen kleiner und grösserer Probleme ("Wieso passen diese Teile nicht zusammen?) bis zur Fertigstellung und der Freude am Ergebnis oder zumindest an allmählichen Lernfortschritten. Die so hergestellten Dinge können auch als eine Art, sich selbst auszudrücken, gesehen werden. Dabei ist es auch nicht weiter schlimm, sondern sogar erwünscht, wenn nicht alles perfekt und nach Hochglanz aussieht. So entsteht das Gefühl, fähig zu sein und die eigene Umwelt gestalten zu können. Darüber hinaus nimmt man sich Zeit und konsumiert nicht blind. Wenn mehrere Menschen so handeln, kann das sogar einen gesellschaftlichen Einfluss haben. Aber dazu braucht es natürlich ein Gefühl von Gemeinschaft.
Die zweite Hälfte befasst sich darum damit, wie Handarbeit (im weitesten Sinne) die Leute verbindet und welche Rolle das Internet dabei spielen kann. So ist es z.B. enorm hilfreich, wenn es darum geht, Gleichgesinnte zu finden (Wo wäre die Lolita-Community ohne das Internet?) oder sich Inspiration und konkrete Tipps zu holen. Wer z.B. einen Blog schreibt, hat darüber hinaus die Möglichkeit, seinen Gedanken und Projekten Raum zu geben, direkte Feedbacks zu bekommen oder (z.B. bei Tutorials) anderen Leuten weiterzuhelfen.

Klingt wahnsinnig gut, nicht? Tatsächlich fühlte ich mich während dem Lesen immer wieder, als würde mir jemand zustimmend auf die Schulter klopfen. Das Buch war (neben den Ermutigungen von Freunden) auch ein Grund, weshalb ich meinen Blog endlich öffentlich gemacht habe. Das Buch ist für einen theoretischen Text darüber hinaus sehr leicht verständlich zu lesen (vorausgesetzt, man liest gerne englisch). Auch verweist es auf viele weitere Bücher zum selben Thema.
Es gibt wenig, was ich an diesem Buch auszusetzen habe. Zum einen fand ich die erste Hälfte spannender als die zweite; sie interessierte mich schlicht vom Thema mehr, war aber auch weniger ausschweifend. Was mich allerdings wirklich ärgerte, waren einige Seitenhiebe gegen die "schönen Künste". Die Leute, so meint Gauntlett, finden Basteln zu Unrecht weniger seriös, hip oder anspruchsvoll als Kunst machen. Das mag sein, obwohl ich bei vielen Leuten überhaupt nicht den Eindruck habe. Leider fällt ihm nichts Besseres ein, als zu betonen, wieso in Wirklichkeit Kunst doofer als D.I.Y. ist. Wieso werden diese beiden Dinge gegen einander ausgespielt? Es gibt viele Beispiele von Kunstschaffenden, die gerade damit arbeiten, Menschen zu verbinden und oft auch Handarbeitstechniken dabei einsetzen. Diese "Kunst-Kritik" spielt im Buch aber keine zentrale Rolle, deshalb möchte ich sie auch nicht überbewerten, denn abgesehen davon kann ich das Buch sehr empfehlen.

Alles Liebe
Eta Carina

P.S.: Passend zur Botschaft des Buches gibt es übrigens auch eine Internetseite:
http://www.makingisconnecting.org




Good evening to you

Sometime ago I was in search of literature about D.I.Y., maybe to explain to myself why I am so fascinated about doing things myself. I wondered if somebody had found some fine words about this topic. And it turned out David Gauntlett had in his book "making is connecting".

The first half of the book is about the history and general benefits of crafting: When you do something yourself it's like thinking with your hands, mind and body work together. This leads to a deeper understanding of the things around you. If, for example, you are sewing a dress, even if you follow an instruction, you go through a whole process from researching and planning ("What kind of dress do I want? What would fit best? What varieties are there? Which steps do I have to take?") to problem-solving ("why don't those parts fit together?) until you can enjoy the result, or at least the progress you made. Things produced like this can also be seen as some form of self-expression. And it isn't that bad or even welcome if things don't look all perfect and shiny. This leads to a general feeling of competence and the ability to shape your environment. Moreover, you take time for yourself and don't consume blindly. If a lot of people think and act like that, this might even have a social or political impact. But of course, they need to have a feeling of community.
That's why the second half deals with how crafting can get people connected and how the internet can be of a great help here. It is enormously helpful for finding like-minded people (where would the Lolita-community be without the internet?) or finding finding inspiration and help. Furthermore, Blog-writers have the possibility to give room to their thoughts and projects, get feedback or create help for others as well (e.g. via tutorials).

This all sounds amazing, doesn't it? Indeed I felt like someone was repeatedly giving me encouraging taps on the shoulders while reading. Actually, besides compliments from friends, this book was one of the reasons for telling others about my blog. For a theoretical text, this book is very easy to read. You will also find a lot of recommendations for further reading.
There is only little to criticize. Personally, I found the first half more exciting and also more focussed. But what really annoyed me where some side blows against the so called fine arts. Gauntlett finds that most people unfairly judge crafting as inferior to arts because they think it's less serious, hot or ambitious. Sadly, the only solution Gauntlett seems to see is to complain that in truth art is inferior to crafting. Why are these things presented as opposites? There are many examples of artists who seek to connect and empower people, sometimes even through crafting. But luckily, this "art-critique" is only a minor part of the book. Apart from that I can really recommend it.

Love
Eta Carina

P.S.: Suitable to its own message, there is also a website to the book:
http://www.makingisconnecting.org