Montag, 14. Januar 2019

Shibori-Museum in Kyoto

Aber hallo, lange nicht gesehen!

Ich war das letzte halbe Jahr weg. Dominik und ich reisten zusammen durch Osteuropa, Georgien, Kasachstan, China und zuletzt Japan. Ja, schön wars! Nun möchte ich rückblickend einige Posts schreiben über Dinge, die wir zeitreise- bzw. textilmässig gesehen oder erlebt haben. Ich weiss noch nicht ganz genau, über was ich alles schreiben werde und wahrscheinlich kommen auch noch einige aktuellere Beiträge dazwischen (meine Nähmaschine will schliesslich wieder benutzt werden!) Auch werden sicher nicht alle Posts so ausführlich wie der heute und ich entschuldige mich jetzt schon, dass ich bestimmt nicht allen Ländern gleich gerecht werden kann. Aber das soll mich mal nicht von der Arbeit abhalten.

Heute schreibe ich über das Shibori-Museum in Kyoto. Shibori ist eine Reserve-Färbetechnik: Einzelne Stellen in einem Stoffstück werden abgebunden oder abgeklemmt. So kommt keine Farbe an die Stellen heran und sie bleiben beim Färben weiss. Es gibt verschiedenste Arten, den Stoff abzubinden und die vielfältigsten Muster entstehen daraus.
Wir nahmen teil an einem Workshop, wo wir die "Arashi-Shibori"-Technik ausprobierten. "Arashi" bedeutet "Sturm", da das Muster an Wind und Regen erinnert. Um dieses Muster zu erzeugen, wird der Stoff um eine Röhre gewickelt. Aber der Reihe nach:

Der Seidenschal vor dem Färben
Zuerst falteten wir den Schal viermal längs, wie eine Ziehharmonika
Dann falteten wir ihn auch noch quer, aber das machten wir nur, um ihn später besser wickeln zu können.
Wir wickelten den Stoff um eine grosse Kunststoffröhre. Oben und unten waren Gummibänder um den Stoff einzuklemmen.
Die einzelnen Bahnen durften sich nicht überlappen.
Wir befestigten einen dünnen Gummifaden an der Röhre und führten ihn um die Röhre herum nach unten.
Der Gummifaden wird dann wieder nach oben geführt und festgezogen.
Danach wurde der Stoff zusammengeschoben. Das brauchte ziemlich viel Kraft!
Damit mehr Farbe an den Stoff kommt, zogen wir ihn danach wieder etwas auseinander.
Danach mussten wir die Röhre in Wasser stellen...
... und dann ins Färbebad! Dort, wo der Gummifaden ist, kommt keine Farbe hin.
Dominik beim Öffnen des Schals.
Mein Schal erinnert mich mehr an Speck als an einen Sturm, was aber auch gut ist :-)

Während die Stoffe trockneten, schauten wir uns den Rest des Museums an. Es war klein, aber sehr spannend! Shibori-Meister verbringen Wochen mit dem Abbinden des Stoffes und füllen so riesige Flächen mit kleinsten Mustern:
Abgebundener Stoff
Shibori-Kimono. Was von weitem grau meliert aussieht, ist ein Meer aus kleinen Kreisen!
Kimono-Detail.

Daneben gibt es aber auch weitere Techniken: Um z.B. grössere Stoffflächen zu schützen, wird das gewünschte Muster auf den Stoff gezeichnet. Entlang der Linien wird der Stoff dann auf eine Art Trommel genagelt. Die Trommel wird danach fest verschlossen und in einem Färbebad versenkt. Dadurch bleibt der Stoff innerhalb der Trommel weiss, während alles darum herum gefärbt wird. Diese Technik heisst Oke-Shibori.

Der Stoff wird auf die Trommel genagelt
Alles, was vom Deckel abgedeckt wird, bleibt weiss.

 Weitere Möglichkeiten, den Stoff abzudecken, sind kleine Klemmbretter:

Anlässlich der bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokyo 2020 zeigte das Museum ein grosses Tuch mit Tieren, die verschiedenen Sportarten nachgehen. Hier wird das Abbinden vor allem dazu eingesetzt, dem Stoff eine Struktur zu geben, die Tiere selbst sind gemalt.

Das Tuch nahm die Hälfte des Museums ein
Skateboarding ist ab 2020 eine Olympische Disziplin! In den Rädern sieht man das Shiborimuster am besten.

Aber wie war denn Kyoto sonst so? Wir waren extra für das Museum als ein Tagesausflug von Nara aus angereist und, ehrlich gesagt, bekamen an diesem Tag vom Rest der Stadt nicht viel mit. Aber ca. eine Woche später, über Neujahr, waren wir dann wieder in Kyoto. Und ja, Kyoto war schön - und unglaublich voll! Denn es ist so, dass in Japan die meisten Menschen über Neujahr zu ihren Familien reisen und die Schreine und Tempel besuchen - das einzige, was über diese Tage offen ist. Also pilgerten auch wir zu den verschiedenen heiligen Stätten und waren mitten im Gewimmel. An Silvester gingen wir Richtung Chion-In, um die grosse Tempelglocke wenigstens von weit zu hören. Gegen Mitternacht blieben wir danach in der Menge vor dem Yasaka-Schrein stecken. Am nächsten Tag wanderten wir zum Fushimi-Inari-Schrein, wo wir aus Plastikeiern Vorhersagen für 2019 zogen. Zuletzt besuchten wir auch den schönen (und ebenfalls gut besuchten) Kinkaku-ji.

Lampions beim Yasaka-Schrein
Chion-In an Silvester, ca. eine Stunde vor Mitternacht
Origami-Kraniche
Fushimi-Inari-Taisha, auf dem Weg zum Gipfel
Kinkaku-ji
Bis bald
Eta Carina



Why hello, it's been a while!

For half a year, I've been away. Dominik and me travelled together through East Europe, Georgia, Kazachstan, China and finally Japan. Well, it's been wonderful! Now I'd like to write a series of posts about our journey retrospectively, about things we've seen or experienced in terms of textiles or timetravelling. I don't know exactly about everything I will cover and I think I'll also write about some more recent topics inbetween (after all, I want to use my sewing machine again, too!). Also, I'm sure not every post will be as detailed as this one and I do apologize already, because I fear I can't equally do justice to all the countries we visited. But that's not an excuse for not writing at all, so here's my first post:

Today I'm writing about the Shibori Museum in Kyoto. Shibori is a dying technique: Parts of a fabric are being tied or pressed. This way, no dye can reach those parts, they remain white after dyeing. There are many possibilities to tie the fabric and countless resulting patterns.
We took part in a workshop where we tried out "Arashi Shibori". "Arashi" means "storm" as the pattern looks like wind and rain. To achieve this look, the fabric is wrapped around a tube. But let's look at it step by step:
  • We used a rectangle silk scarf for dying.
  • First, we folded it four times lengthwise, like a harmonica.
  • After this, we also folded it in the other direction, but that's really just to handle the fabric more easily later on.
  • We wrapped the fabric around a big plastic tube. There where rubber bands on both ends to attach the fabric.
  • The rows mustn't overlap.
  • Then we attached a thin elastic thread on the top, stretched it and wrapped it around top to bottom.
  • After that we went back to the top and secured the thread.
  • Then we shoved the fabric down. This part wasn't all that easy!
  • To allow more dye getting to the fabric, we slightly shoved it apart again.
  • Then we had to put the tube into water...
  • ...and into the dye. The dye can't get under the elastic thread.
  • Dominik while opening his scarf.
  • Mine reminded me more of bacon than of storm. But that's a good thing too :-)

While the scarves dried we visited the rest of the museum. It's small but very interesting! Shibori masters can spend weeks tying fabric, filling large spaces with the most intricate patterns in the process. There were entire kimonos made with shibori. From a distance, the fabric just looked mottled gray, but up close you could see that it was filled with tiny white dots!

To block out bigger areas, the form that's supposed to stay white is drawn onto the fabric. Then the fabric gets nailed to some kind of barrel along the lines. The barrel is shut tightly and immersed in fabric dye. Like this, all the fabric inside the barrel stays clear while the rest gets dyed. This technique is called Oke-Shibori. You can also cover the fabric with small clamping boards.

2020 the Olympic Games will be held at Tokyo. For this occasion, the museum showed a large scroll depicting different animals doing sport. Like a surfing bunny and a skateboarding frog, as those are new disciplines in 2020. However, the animals were drawn, the tyeing mostly just served to give texture to the fabric.

And how's Kyoto itself been? Actually, we just went to the museum as a day trip from Nara and didn't see much of the city itself that day. But we returned about a week later around New Year. And it really was beautiful - and filled with people! Because most people in Japan go to see their families and visit the various shrines and temples. In fact, there's not much else opened around those days. So we joined the crowd, heard the bells from Chion-In and got stuck around Yasaka-Shrine on New Years Eve. The next day we went up to Fushimi-Inari-Taisha (and read predictions for 2019 from plastic eggs). At last we also visited beautiful (and equally crowded) Kinkaku-ji.

See you soon
Eta Carina

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