Am Sonntag hatten wir ein Lolita-Treffen in Zürich. Zuerst genehmigten wir uns einen ordentlichen Brunch im Cafe Odeon. Danach ging es weiter zum Kunsthaus, wo wir uns die Ausstellung Monet, Gauguin, van Gogh... Inspiration Japan anschauten.
Vor dem Kunsthaus steht auch Rodins "Höllentor". Passenderweise frönten wir hier unserer Eitelkeit und benutzten das Tor als Kulisse, um unsere Outfits gegenseitig zu fotografieren. Ich trug an dem Tag schwarz und Blümchen:
Foto: Rahel Zangger Rock und Bluse: Selbstgenäht Strümpfe: H & M Schuhe: Dosenbach Schultertuch: Markt Stulpen: Selbstgehäkelt |
Stulpen |
Nun aber zur Ausstellung:
Es mag überflüssig sein, das zu erwähnen, aber: Dass sogenannte "Westler" einen Japan-Fimmel entwickeln, ist keineswegs ein neues Phänomen und beschränkt sich natürlich auch nicht in einer Vorliebe für Rüschenröcke und kawaii Accessoires. Ab 1860, so lesen wir in der Ausstellungs-Broschüre, verfiel Europa in eine regelrechte Japan-Euphorie. Kunstwerke und Design-Objekte aus Fernost wurden von vielen Leuten gesammelt und bewundert. Dies beeinflusste viele Kunstschaffende zu dieser Zeit in ihrem Malstil oder den gewählten Motiven.
Die Ausstellung ist sehr umfangreich, deshalb beschränke ich mich schlicht auf die Sachen, die mir am meisten geblieben sind. Ganz besonders gefreut hatte ich mich, als ich eine Reihe von Katagami entdeckte. Diese Druckschablonen aus Papier hatten mich schon im Textilmuseum St. Gallen fasziniert. Die feinen Papiergebilde wurden den gröberen, aber ebenfalls ornamentalen Holzschnitten von Félix Vallotton gegenübergestellt.
Katagami, 2. Hälfte 19. Jahrhundert |
Félix Vallotton: La paresse (1896) |
Und damit wären wir bei Hiroshiges Holzschnitten. Die Bilder kommen wie leichte Tuschezeichnungen daher, aber der Eindruck täuscht: Für jede Farbe musste ein separater Druckstock geschnitzt werden, um die Bilder zusammenzufügen. Die klaren Linien und die bunten, flächigen Farben flossen auch in die Arbeiten der europäischen Künstler ein. Ganz augenscheinlich wurde das bei Henri Rivière mit seinen "36 Ansichten des Eiffelturms" (1902). Er liess sich hier auch thematisch inspirieren: Viele Holzschnitte waren Teile von umfangreichen Landschaftsserien.
Utagawa Hiroshige: Hakone (1833/34) Aus der Serie: Die 53 Stationen des Tokaido |
Utagawa Hiroshige: Im Kameido Tenjin-Schrein (1856) Aus der Serie: 100 berühmte Ansichten von Edo |
Henri Rivière: Bild aus der Serie 36 Ansichten des Eiffelturms (1902) |
Ebenfalls beliebt waren häusliche Szenen aus dem Alltag. Diesem Thema ging Mary Cassatt in einer Serie nach. Wiederum: Auch das ist keine Tuschezeichnung, sondern ein Druck! (Entschuldigt mich, an solchen Details bleibe ich immer hängen. Ich nehme an, ich bin beruflich etwas vorbelastet...)
Mary Cassatt: Der Brief (1891) |
Und zuletzt: Vielleicht unbeabsichtigt hat sich eine weitere Thematik in die Ausstellung eingeschlichen: Frauen beim Kunstbetrachten! Drei Bilder sind mir aufgefallen:
Alfred Stevens: Le masque japonais (um 1874/75) |
Edgar Degas: Au Louvre: La peinture (Mary Cassatt) ca. 1880 |
Joseph Tissot: Jeune femmes regardant des objets japonais (1869) |
Junge Damen mit rüschenbesetzten Gewändern vor japanischen Kunstwerken: Hier schliesst sich also der Kreis und hiermit beende ich meinen Beitrag.
Alles Liebe
Eta Carina
Bild-Quellen:
http://www.kunsthaus.ch/inspiration-japan/assets/content/img/04_Wertvolles_Kunsthandwerk/Katagami.jpg
http://www.felix-vallotton.com/#!galerie/c1px9
http://en.wikipedia.org/wiki/Hiroshige#/media/File:Hiroshige11_hakone.jpg
http://www.kunsthaus.ch/inspiration-japan/assets/content/img/03_Monets_Garten/Hiroshige_Im%20Kameido_TenjinSchrein.jpg
http://nonsuchbook.typepad.com/nonsuch_book/2011/07/thirty-six-views-of-the-eiffel-tower-by-henri-riviere.html
http://media.guggenheim.org/content/arts_curriculum/masters/thirdmind_L1_1_z.jpg
https://cercleesthetiqueetphilosophiquewildien.files.wordpress.com/2012/10/alfred-stevens-le-masque-japonais-ou-lintrigue.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Edgar_Degas_Au_Louvre_la_peinture_(Mary_Cassatt)_c1879-1880.jpg
http://www.kunsthaus.ch/inspiration-japan/assets/content/img/07_Zitate/Tissot_Jeunes_femmes.jpg
Hello my dears
On Sunday I went to a Lolita meetup in Zurich. First we had a hearty brunch at the cafe Odeon. After that we went to the Kunsthaus, to see the exhibition Monet, Gauguin, van Gogh... Inspiration Japan.
In front of the Kunsthaus stands Rodins "Gates of hell". Accordingly we wallowed in vanity and used the gate as a background for our outfit snaps. My outfit for the day was all black and flowery.
But now for the show:
Needless to say: long before Lolita was born there where "western" people that got fascinated by Japanese culture. From 1860 on, as we learn in the exhibition, European people went rather crazy for Japanese art and design. Many artists collected such works and where influenced by them in what and how they painted.
The show is very big so I just stick to the things that impressed me most. I especially enjoyed to see several Katagami. I first learned about these printing stencils some months ago at the Textilmuseum St. Gallen. The fragile paper stencils where compared to the rougher, but also ornamental woodcuts of Félix Vallotton.
Speaking of woodcuts: The pictures of Utagawa Hiroshige look like ink drawings at first sight. But they are especially elaborate printings, where every colour equals a separate printing block. The clear lines and colourful fields had a big impact on the European artists. Like with Henri Rivières "36 views of the Eiffel tower" (1902). He was also thematically inspired by Hiroshige: Many japanese woodcuts where parts of whole landscape-series.
Another popular theme where everyday life scenes at home. Mary Cassatt explored that field with another serial of prints. (I somehow can't get over the fact how all of these pictures look so little like printed. Sorry to bore you with such details. I suppose I just printed too much myself...)
And finally: Accidentally there seems to be another topic at this show: Women looking at art! These three pictures of Stevens, Degas and Tissot caught my attention. Young ladies in frilly clothes contemplating Japanese art: So the circle is complete and my post comes to an end.
Love
Eta Carina
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